Chronik - MGV „Sängerbund“ 1885 e.V. Bocholt
Ein Verein mit einer 140 jährigen Geschichte hat unglaublich viel zu erzählen. Wir sind aktuell fleißig dabei, eine Chornik zu erstellen...
In der Regel ist es so, dass viele Musikvereine gleichzeitig auch ein Chor sind. Sprechen wir hier also vom MGV „Sängerbund“, so ist das nicht nur der Verein, sondern auch ein Chor, nämlich unser ehemaliger Männerchor.
Gründungszeit
Was uns eint: „Das deutsche Lied!“ Mit diesem Gedanken trafen sich 23 Bocholter Bürger am 12. April 1885 im Lokal „Dönck“ zur Vereinsgründung des Männer-Gesangvereins „Sängerbund“.
Eine Woche später riefen sie die erste Generalversammlung ein. Zum 1. Vorsitzenden wurde H. Pickhardt gewählt, und auch ein Dirigent war schon zur Stelle: August Friedrich.
Bereits in den ersten Tagen wurde ein Motto gefunden, das die Freude am Singen mit dem damaligen Lebensgefühl verbindet: „Ein frisches Lied aus Herzens Grund / Ein deutscher Sinn, ein Herz gesund / Sei deine Zierde Sängerbund!“ Der erste öffentliche Auftritt fand am 11. Oktober 1885 statt, von da an folgte eine ganze Reihe von Konzerten, Bällen, Ausflügen, Stiftungsfesten und Familienkränzchen. Das bunte Treiben blieb nicht lange unbemerkt, der Chor wuchs schnell, bereits ein Jahr nach seiner Gründung gehörten ihm 125 aktive und passive Mitglieder an.
Nach dem Ersten Weltkrieg
Der Chor war nach dem 1. Weltkrieg mit 67 Sängern und 170 passiven Mitgliedern neu erstarkt. Im April 1920 gab sich der Chor eine neue Satzung, die im Vereinsregister eingetragen wurde.
Die Änderung der Satzung passte gut zu den Entwicklungen in der Chorlandschaft dieser Zeit. Denn mit dem Jahr 192l begann in ganz Deutschland ein gewaltiges Aufleben der Männerchor Bewegung.
Um die Probenarbeit voranzutreiben, kaufte der Chor zusammen mit dem St. Georgius Schützenverein, dem Instrumentalverein und dem Musikverein einen Konzertflügel.
Die Anstrengungen der Aufbauarbeit lohnten sich: Der MGV zählte nun 70 aktive und 230 passive Mitglieder.
Zum 40-jährigen Vereinsjubiläum 1925 zählte der Verein 60 aktive und 280 passive Mitglieder.
Ein Höhepunkt im Jahre 1926 war der Auftritt beim 4. Bundesfest des Westfälischen Sängerbundes in Münster vor 2500 Zuhörern.
Die Presse schrieb damals die lobenden Worte: „Wenn ein Verein seiner hohen Aufgabe, das Ansehen Bocholts draußen zu vertreten, nachgekommen ist, dann war es der Bocholter Sängerbund.“
Ein Höhepunkt des Jahres 1927 sollte die Aufführung eines Beethovenkonzertes mit einem gemischten Chor sein. Deshalb rief man im Februar interessierte Frauen auf, an diesem Projekt mitzuwirken. Der Aufforderung kamen zahlreiche Sängerinnen nach, das Konzert war ein voller Erfolg. Schöner Nebeneffekt des Projektchores: Viele Sängerinnen schlossen sich nach dem Konzert dem Verein auf Dauer an.
Aus dem Projektchor heraus entwickelte sich nun ein reiner Frauenchor im MGV Sängerbund. Er hatte seinen ersten öffentlichen Auftritt am 10. Juni des gleichen Jahres. Ende 1927 brachte er beim gemeinsamen Konzert mit den Männern Kompositionen des königlichen Musikdirektors Karl Steinhauer aus Oberhausen zu Gehör, mit Liedern, die extra für den Frauenchor komponiert worden waren.
Im Juni 1929 war der Sängerbund bei den Fahnenweihen des Quartettvereins Bocholt und der Sängervereinigung Borken geschlossen vertreten.
Das große Engagement des Chores, sein hohes gesangliches Können und die künstlerische Zusammenstellung der Konzerte unter der Führung von Fritz Schlüter und Josef Sieverding fanden unter der Rubrik „Die Arbeit unserer Vereine“ gute Kritiken in der Deutschen Sängerbundzeitung.
In der Zeit des Nationalsozialismus
Eine Zeitwende begann durch die Einmischung der neuen Machthaber. Der 1. Vorsitzende eines Vereins hieß von nun an Vereinsführer. Wohin die Volksverführer in ihrer Verblendung die deutsche Kultur gebracht haben, ist bekannt.
Im Jubiläumsjahr 1935 zählte der MGV „Sängerbund“ 59 aktive und 261 passive Mitglieder. Vom Chor, dem Dirigenten und dem Vorstand wurde hervorragende Arbeit geleistet, sodass das Festkonzert unter Mitwirkung des Kölner Männergesangvereins mit 300 Sängern ein großes kulturelles Ereignis wurde.
Im Jahre 1938 fuhr der MGV „Sängerbund“ mit einer großen Abordnung zum Bundestreffen des DSB nach Breslau. Hier spielte der Einfluss der Partei eine große Rolle. 1939 gingen trotz des Krieges die Chorproben weiter. Aber viele Veranstaltungen mussten wegen der immer häufigeren Fliegeralarme verlegt werden. Es begann eine dunkle Zeit in der Vereinsgeschichte, eine Zeit, in der manche Werte ins genaue Gegenteil verkehrt wurden. Was einst gesungen wurde, galt nun als entartetes Liedgut. Es ging zu Bruch, menschlich wie materiell, was der Chor in langer Arbeit aufgebaut hatte.
Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg
Mit der Stunde Null nach dem Krieg begann auch für den Verein alles von vorne. Der Flügel, das umfangreiche Notenmaterial, die Fahne und viele Trophäen als Erinnerungsstücke waren verloren gegangen. Und auch der Chor musste sich wieder neu finden.
Im August 1946 bestand der Chor bereits wieder aus 50 Sängern. Bei all der Not der Nachkriegsjahre fand man dennoch Gelegenheit und Muße, dem harten Alltag zu entkommen.
So feierte man zum Beispiel Nikolaus, auch wenn für diese Feier des Vereins dem heiligen Mann für seinen Besuch im Vorfeld Lebensmittelkarten zugesteckt werden mussten, damit er zum Fest seine guten Gaben mitbringen konnte.
Der Chor wuchs weiter an, Ende des Jahres 1949 zählte er 70 aktive und 130 passive Mitglieder. Von den 70 Sängern waren 32 unter 25 Jahren.
Höhepunkte des Jahres 1950 waren im Mai die Konzertveranstaltungen in Bocholt und Rhede mit dem 8-jährigen Johannes Brüning, der seinerzeit als junger Virtuose an der Geige weltweite Bekanntheit erlangt hatte.
Die nun folgenden Jahre waren für den Sängerbund ausgefüllt mit viel Arbeit: Konzerte, gesellige Veranstaltungen mit wechselnden Erfolgen, Teilnahmen an Wertungssingen und dem Erlangen des 1. Preises in der zweithöchsten Sängerklasse. Der „Sängerbund“ Frauenchor nahm am 16. März 1952 seine Arbeit mit Erfolg wieder auf. Mit 46 Sängerinnen, davon 4 unter 17 Jahren, wurde unter der 1. Vorsitzenden Magret Legeland eine solide Grundlage geschaffen.
Eines der zentralen Themen der Nachkriegszeit war die Versöhnung mit den europäischen Nachbarn. Im wahrsten Sinne naheliegend waren für den MGV die Begegnungen mit niederländischen Chören. Diese sollten von nun an immer wieder stattfinden und Grundlage mancher Freundschaft werden. So waren 1956 Sänger aus dem niederländischen Eibergen zu Gast beim „Sängerbund“.
Wechselvolles Geschehen in den 60er Jahren
Das Jahr 1960 stand ganz im Zeichen des 75-jährigen Jubiläums des Sängerbundes. Viele Chöre aus Bocholt und den benachbarten Niederlanden waren eingeladen, das große Jubiläums-Konzert zu gestalten. Der Koninklijk Winterswijks Mannenkoor überreicht als Festgabe eine Komposition von Alfons Diepenbrock.
Im gleichen Jahr, am 27. Oktober, wurde der Chor gebeten, beim Konzert des Borkener Männerchores mitzuwirken. Dieses Konzert war insofern eine musikalische Besonderheit, weil auch der Rias (Rundfunk im amerikanischen Sektor) Kammerchor Berlin verpflichtet werden konnte.
Aufgrund einer Gegeneinladung des Rias Kammerchores unter Leitung von Günther Arndt, der ein Bekannter von Josef Wendholt war, fuhr die Chorgemeinschaft Bocholt-Borken nach Berlin. Die Fahrt wurde für alle Sänger zu einem einmaligen Erlebnis.
Im Oktober 196l erfolgte eine Einladung des WDR und im Februar 1962 eine weitere vom Hessischen Rundfunk an die Chorgemeinschaft Bocholt-Borken. Am 22. Juli des gleichen Jahres nahmen beide Chöre beim Sängerbundfest in Essen teil, einen Monat später gaben sie ein Konzert in der Markthalle in Doetinchem im Rahmen der dortigen Festwoche zu Ehren der Königin.
1965 zählte der Männerchor nur noch 30 und der Frauenchor 28 aktive Mitglieder und insgesamt 70 passive Mitglieder. Eine Ära, von der noch niemand etwas ahnen konnte, nahm in diesem Jahr ihren Anfang: In der Jahreshauptversammlung bat der 1 .Vorsitzende Leo Sack um seine Entlassung aus der Vorstandsarbeit. Den Vorsitz übernahm Günther Reichstein. Diesen würde er noch über 30 Jahre innehaben.
Bei der Generalversammlung war man sich bald einig, dass durch aktive Werbung sangesfreudige Bocholter Mitbürger zum Mitsingen animiert werden sollten. Das Vorhaben gelang vorübergehend, es kamen neue Sänger hinzu. Doch trotz der nun teilweise besser besuchten Proben war eine gewisse Vereinsmüdigkeit unverkennbar.
Zu dieser Zeit wurde auch die Zahl der Sängerinnen im Frauenchor durch Heirat oder Wohnungswechsel immer kleiner. Durch den heiratsbedingten Wohnungswechsel der 1. Vorsitzenden Margret Legeland ins Rheinland fand die aktive und schöne Zeit des Frauenchores endgültig ein Ende.
Im Juni 1968 erfolgte wieder eine Einladung aus Groenlo. Nun war es der Gemengte Koor „Excelsior“, der zu einem Wertungssingen aufrief. 40 Chor- und Singgemeinschaften mit 1400 Sänger und Sängerinnen hatten ihre Teilnahme zugesagt. Als Zeichen seiner besonderen Leistung erhielt der MGV „Sängerbund“ einen Silberpokal.
In den späten 60er Jahren riss der Tod älterer Sänger große Lücken in die Reihen des Chors. Die Chorleiter wechselten. Man begann Verhandlungen mit dem Quartettverein Bocholt mit dem Gedanken, dem Verein komplett beizutreten und den MGV „Sängerbund” nach 83 Jahren aufzulösen. Da ergab sich die Chance, mit dem MGV „Biemenhorst” eine Chorgemeinschaft zu bilden. Gesagt, getan, nach mehreren Gesprächen traten die Biemenhorster Sänger dem Sängerbund bei. Deren 1. Vorsitzender Johann Menting wurde 2. Vorsitzender im Sängerbund. Auch Sänger des MGV „Volkslied” und des MGV „Sängerlust” wurden Mitglieder im Verein. Der nun auf 48 Sänger erstarkte Verein nahm die Probenarbeit wieder auf und beteiligte sich an einigen Veranstaltungen.
Die 70er Jahre - der MGV „Sängerbund“ wird Meisterchor
1970 gab es Freundschaftskonzerte mit Chören aus Winterswijk und Anranth. Danach folgten nur mäßige Aktivitäten. Der Dirigent wechselte, Günther Reichstein wurde auch 1. Vorsitzender des Sängerkreises Westmünsterland. 1973 übernahm Theo Koppers aus Suderwick das Dirigat und gab dem Chor einen enormen Motivationsschub. Bei einem Konzert mit der Musikschule Bocholt im Mai 1974 wurden der Chor und sein Dirigent besonders gelobt. Später im Jahr ging es auf Chorreise nach London.
Im März 1975 fand ein musikalischer Kaffeenachmittag unter der Leitung von Musikdirektor Berghoff, Leiter des Hamburger Hafenkonzerts, statt, bei dem der MGV vertreten war. Im Juli folgte ein Platzkonzert für Bocholter Chöre. Im Oktober beschlossen die Sänger einstimmig, das Vereins- und Probelokal Matschke zu verlassen und ins neue Vereinslokal Schwung zu wechseln. Das geplante Jubiläums-Konzert musste wegen einiger Unstimmigkeiten ins Jahr 1976 verlegt werden. Der Dirigent Theo Koppers forderte harte Probenarbeit von den Sängern. Doch mit mehreren neuen Mitgliedern und einem neuen Vereinsklavier ging man mit Enthusiasmus ins neue Probejahr und konnte ein schönes Festkonzert darbieten.
Im Mai 1976 erlangte der Sängerbund ein gutes Ergebnis beim Kreisleistungssingen im Parkhaus in Bocholt. Damit konnte er am Bezirksleistungssingen im kommenden Jahr in Lüdenscheid teilnehmen. Im Mai 1977 erreichte der Sängerbund dort bei allen drei Vorträgen mit Wahlchor, Aufgabenchor und Volkslied jeweils die Note 1 und verschaffte sich eine gute Basis für das Bundesleistunssingen.
Bereits 1975 hatte der MGV „Volkslied” einen spanischen Volkschor eingeladen, der jedoch aus politischen Gründen, in Spanien herrschte die Franco-Diktatur, nicht ausreisen konnte. Nun sollte der MGV „Sängerbund” einen neuen Versuch starten. Es klappte: Der spanische Männerchor aus dem baskischen Bilbao Algato kam für vier Tage zu Besuch. Das sorgte in Bocholt und Umgebung für besondere Konzert-Leckerbissen. Unter anderem veranstaltete der 60 Sänger starke Chor „Biotz-Alai” (Frohes Herz) ein Konzert in Winterswijk. Da die Basken mit ihren Familien gereist waren, ergaben sich hohe Kosten, die trotz vieler Spenden mit einer Pro-Kopf-Umlage von 40 DM aufgefangen werden mussten.
Nach diesen Aufsehen erregenden Konzerten und dem erfolgreichen Abschneiden beim Bezirksleistungssingen konnte sich der Chor aber erneut verjüngen und den aktiven Mitgliederstand vergrößern.
1978 zählte der Verein 49 aktive und 46 passive Mitglieder. Nach intensiver Probenarbeit nahmen die Sänger das erste Mal am Bundesleistungssingen in Ahaus teil. Den begehrten Titel „Meisterchor“ konnten sie noch nicht erreichen. Der Aufgabenchor „Salve Regina” ließ sie scheitern. Grund waren die nicht exakt gesungenen chromatischen Sprünge. Eine chromatische Tonleiter besteht aus 12 gleichen Halbtönen innerhalb einer Oktave. Da das Jahr auch das Schubertjahr war, widmete man sich nun einem ausgefeilten Programm seiner Werke. Das Konzert im November mit dem Dirigenten Theo Koppers wurde ein voller Erfolg.
Zwischen den üblichen Festivitäten begann man unter dem neuen Dirigenten Tonius Busch 1979 mit den Probearbeiten für die Wiederholung des Bundesleistungssingen. Das Meistersingen am 4. Mai 1980 im Sauerland brachte den Sängern den ersehnten Erfolg: Der MGV „Sängerbund” durfte sich „Meisterchor“ nennen. Der Titel selbst muss alle 5 Jahre neu errungen werden.
Die 80er Jahre - neues Probenlokal und neuer Probentag
Im März 1981 feierte der Sängerkreis Westmünsterland sein 50-jähriges Bestehen, das von allen singfähigen Chören Bocholts gestaltet wurde. Es folgten ein Gottesdienst zum 80-jährigen Bestehen der ältesten evangelischen Gemeinde in Bocholt in der Christuskirche sowie die Organisation des Kreis- und Bezirksleistungssingen im Parkhaus.
Die erste Probe 1982 fand im neuen Vereinslokal Parkhaus statt. Man wirkte an mehreren Konzerten mit. Höhepunkt des Jahres war das gemeinsame Konzert mit dem Ladies Choir aus Rossendale, der englischen Partnerstadt Bocholts. Das Programm war bunt: Klassisch und modern, ernst und heiter. Die Mitglieder des Ladies Choir wurden bei Familien der Mitglieder des Sängerbunds untergebracht. Nach diesen drei Tagen beschloss man, die Begegnungen fortzusetzen. Außerdem wurden die Beziehungen zu niederländischen Chören vertieft.
1983 sang der Chor zum 75-jährigen Bestehen des Bocholter Vereins für Heimatpflege e.V. und beim Freundschaftssingen in Haltern zu Gunsten der Deutschen Krebshilfe. Im Mai begleiteten die Sänger Bocholts Oberbürgermeister Günther Hochgartz, um im Rahmen der Jubiläumssendung „30 Jahre Deutsche Welle” an mehreren Orten in Köln, auch vor dem Dom, für Bocholt aufzutreten.
Einige aktive Sänger kamen am Mittwochabend wegen Sportübertragungen nicht mehr regelmäßig zu den Proben. Als Konsequenz verlegte man die Probe auf den Freitagabend. Nach anstrengender Probenarbeit begeisterte der Meisterchor Mitte November beim Jahreskonzert im Parkhaus. Das Blasorchester der Musikschule Bocholt, das Folkwang-Waldhornquartett Essen, der Bassist Ortwin Rave und der Pianist Clemens Rave gestalteten das Konzert mit. Der Saal war ausverkauft.
1984 gab es Neuwahlen im Vorstand. 1. Vorsitzender wurde Günther Reichstein, sein Stellvertreter Herbert Plaßmann, Schriftführer Hans Spandern und Hans Menting, Kassierer Josef Evertz und Willi Spandern, Pressewarte Dieter Eisele, Ludger Hecking und Alfons Schleinschock. Konrad Benning, Bernd-Dieter Sieblitz und Norbert Zimmermann wurden Notenwerte, Hermann Vogel Rechnungsprüfer.
Am 29. August 1984 wurde dem Antrag des MGV „Sängerbund” auf Verwendung des Bocholter Stadtwappens in seiner Vereinsnadel stattgegeben.
Im September reiste man nach Rossendale. Die Bocholter zeigten sich sehr beeindruckt von der englischen Gastfreundschaft. Danach begannen die Vorbereitungen zur Hundertjahrfeier.
100 Jahre MGV ,,Sängerbund“
Zum 100-jährigen Bestehen 1985 gab es einen Festakt mit über 200 geladenen Gästen im Parkhaus. Am Abend feierte man mit einem Freundschaftssingen mit 9 Chören und anschließendem Sängerball. Im Mai wurde dem Chor zudem zum zweiten Mal die Zelter-Plakette verliehen. Die erste war in den Wirren des Zweiten Weltkrieges leider verloren gegangen. Im November schließlich fand das große Jubiläumskonzert vor etwa 850 Zuhörern statt.
1986 gelang dem MGV die Wiederholung des Titels „Meisterchor im Deutschen Sängerbund“. Das Jahr 1987 zeichnete sich durch viele Konzerte, unter anderem mit dem Ladies Choir aus Rossendale, aus. Es folgte eine Reise nach Ungarn. Modisches Highlight war der neue Sängeranzug. Die späten 80er Jahre verliefen ruhiger. 1989 aber wurde man zur Bundesgartenschau nach Frankfurt eingeladen und sang vor bis zu 800 Gästen der BUGA. Zum Abschluss reiste der MGV auf Gegeneinladung nach England und verlebte eine unvergessliche Zeit mit dem „Rossendale Ladies Choir“.
Die 90er Jahre - Höhen und Tiefen
Die 90er Jahre begannen mit einer Ehrung Günther Reichsteins für 25 Jahre Tätigkeit als 1. Vorsitzender. Mehrere Silberhochzeiten unter den Mitgliedern wurden gefeiert und musikalisch begleitet. Weiter gestaltete der Chor einige Gottesdienste und Freundschaftssingen mit, besonders hervorzuheben hier der Konzertabend mit dem Akkordeonorchester Oberhausen unter dem Motto „Singendes, klingendes Europa“. Mit ihm endete die Ära des Dirigenten Tobias Busch.
Erster Nachfolger war Peter Zimmer Braun aus Duisburg, mit 24 Jahren der jüngste Dirigent in der Geschichte des Vereins. Er leitete das Festkonzert zum 60-jährigen Jubiläum des Sängerkreises Westmünsterland. Danach trennte er sich vom Chor. Der MGV brauchte dringend einen neuen Dirigenten für das anstehende Meisterchorsingen. Mit Hans-Albert Hülsmann aus Oberhausen gelang es den Sängern nach strenger, disziplinierter Probenarbeit den Titel „Meisterchor im Deutschen Sängerbund“ weiter zu tragen. Auch der Dirigent blieb.
1992 wurde dem langjährigen 1. Vorsitzenden Günther Reichstein das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
Man fuhr erneut nach Rossendale und gab Konzerte mit anderen Chören der Stadt Bocholt. Der Vorstand wurde im Amt bestätigt.
Eine Neuerung der 90er Jahre war das erste Stimmbildungswochenende des MGV. Es fand 1994 in Zwillbrock statt und wurde eine sehr gelungene Sache, die der Chor von nun an zu einer ständigen Einrichtung machte.
Es folgten Konzerte und Chortreffen in Bayern und Lippramsdorf. Das Jubiläumsjahr 1995 gestaltete sich hingegen durchwachsen. Es gab einige gelungene Veranstaltungen und Auftritte. Der Wunsch aber, neue Mitglieder zu gewinnen, ging nicht in Erfüllung.
Mit einem neuen Vorstand ging der Verein dann 1996 in eine neue Zukunft. Werner Oenning übernahm den 1. Vorsitz und Günther Wevers den 2. Vorsitz. Günther Reichstein wurde Ehrenvorsitzender und Herbert Plagmann Ehrenmitglied. Konzerthöhepunkt des Jahres war das Gemeinschaftskonzert mit dem Ladies Choir aus Rossendale. An dieser Stelle sei einmal erwähnt, dass Peter Weiser, Bassist im MGV, mithilfe der Bassisten Herbert Veurentjes und Manfred Nottebohm, wie schon so oft, maßgeblich mit ihrem gestalteten Bühnenbild zum Erfolg eines Konzerts beitrugen.
Dirigent Hans-Albers Hülsmann verließ den Chor aufgrund gesundheitlicher Gründe. Das Dirigat für die Lieder aus der Ständchenmappe auf der Chorreise nach Königswinter vertrat Werner Oenning. Ton de Wal aus den Niederlanden übernahm schließlich im September die Chorleitung.
1997 fand das letzte Singen im Parkhaus an, da dort der Umbau zum Brauhaus begann. Der MGV verlegte seine Proben ins Gasthaus Knuf. Der Verein umfasste derzeit 52 aktive und 24 passive Mitglieder.
Das „Meisterchorsingen“ in Attendorn gelang den Sängern dieses Mal leider nicht.
Es folgten mehrere Konzerte mit niederländischen Chören und Orchestern, bei denen Ton de Wal die Gesamtleitung hatte.
1998 versuchte man erneut, das Bundesleistungssingen zu wiederholen. Aber auch diesmal gelang es dem Chor nicht. Die meisten Sänger beschlossen daher, nicht wieder anzutreten.
Im Oktober gab Werner Oenning seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen bekannt. Günther Wevers wurde kommissarischer 1. Vorsitzender des MGV.
Die Fahrt des Sängerbundes nach Belgisch Bocholt wurde ein voller Erfolg und endete mit einer Gegeneinladung an den ortsansässigen Bocanto-Chor nach Bocholt. Ein in der Presse viel gelobtes Weihnachtskonzert in der Christuskirche und in der St. Gudula-Kirche bildeten den Abschluss des ereignisreichen Jahres.
Im Februar 1999 auf der Mitgliederversammlung gaben Norbert Zimmermann und Hans Langenbrink ebenfalls bekannt, aus dem Vorstand ausscheiden zu wollen. Rudi Kopppers übernahm an diesem Tag die Leitung der Versammlung und später auch die kommissarische Leitung des Vereins.
Es wurde ausdauernd geprobt für das Konzert „Singendes, klingendes Europa“ mit niederländischen Chören und dem Bocanto-Chor aus Belgisch Bocholt. Die Gesamtleitung hatte Toni de Wal. Der Auftritt im Theatersaal der Stadt Bocholt fand großen Anklang.
Am 20. November fand eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt. Geehrt wurde Günther Reichstein, der zuvor mit dem Goldenen Ring des Sängerbundes NRW ausgezeichnet worden war. Zudem musste der Posten des Chorleiters neu besetzt werden, da Toni de Wal den Chor zum Jahresende verlassen wollte. Rudi Koppers und Günther Wevers hatten sich um einen neuen Dirigenten bemüht. Nach einem gelungenen Probedirigat übernahm Jürgen Otto den MGV.
Die Jahrtausendwende
Einstimmig wurde am 4. Februar 2000 Rudi Koppers zum 1. Vorsitzenden durch die Mitgliederversammlung gewählt. Den 2. Vorsitz übernahm Günther Wevers.
Seinen Einstand als Dirigent gab Jürgen Otto mit einem erfolgreichen Freundschaftssingen in Eibergen. Mit von der Partie waren der Männerchor Südlohn 1988 e.V., die Mannengezangsvereinigung Inter-Nos und der Beltrums Mannenkoor.
Im Juni 2000 startete der MGV seine Internetpräsenz.
Mit Sonderproben im September bereitete man sich auf die 115-Jahres-Feier und auf die anstehende Englandreise vor. Zunächst reiste man nach England. Boris Vering erarbeitete speziell für diese Reise ein buntes Programm, das großen Anklang fand. Im November fand schließlich das Jubiläumskonzert statt unter der Mitwirkung der Sopranistin Joyce Kappenstein, des Pianisten Georg Mersmann und der beiden Nachwuchskünstlerinnen Kerstin Schmelzung und Christina Mersmann.
Der Mitgliederstand im Jahre 2000 betrug 47 aktive und 35 passive Mitglieder.
Im Jahr 2001 verabschiedete der Sängerkreis Westmünsterland Günther Reichstein nach 29jähriger Tätigkeit als Kreisvorsitzender sowie Otto Groll nach 38 Jahren als Kreischorleiter. Rudi Koppers wurde zum neuen stellvertretenden Sängerkreisvorsitzenden gewählt.
Es fanden einige schöne Konzerte statt wie z. B. „Musikalisches Europa“ von der Stadt Bocholt, das Festkonzert des Sängerkreises in Borken und ein Konzert für die Senioren zur Kirmes. Im Oktober reiste der MGV noch einmal nach Belgisch Bocholt.
2002 wurde Rudi Koppers im Amt bestätigt. 2. Vorsitzender wurde Ludger Weiß. Weitere Wahlergebnisse waren: Heinz Frieg und Edmund Fiege als Kassenwarte, Boris Vering und Hans Spandern als Schriftführer und Herbert Veurendjes mit Günter Wevers als Notenwarte. Den Musikausschuss bildeten Fritz Vering, Herbert Plaßmann, Hermann Wendring und Werner Oenning.
Im Mai stand der Umzug ins neue Probenlokal, dem Brauhaus, an. Hier fand im Oktober im Rahmen des Jubiläumsprogramms der Bocholter Städtepartnerschaften ein großes Konzert statt. Mit dabei waren der Aalten Cristelijk Mannenkoor (ACM), der Bocanto-Chor und das Akkordeonorchester Oberhausen.
2003 nahm der MGV am Konzert „Grenzenlos Zingen“ in Aalten teil. Chöre aus Belgisch Bocholt, Aalten, Scheveningen und ein Jugendchor aus dem polnischen Swidik traten ebenfalls auf.
Der Chor selbst lud zum ersten Mal zum „Großen Musikalischen Frühschoppen“ in die Parkanlagen des Brauhauses ein. Mit von der Partie waren die Ringenberg-Singers und die GV-Jazz Corporation des Voerder Gymnasiums unter der Leitung von Jürgen Otto.
Das inzwischen traditionelle Stimmbildungswochenende fand im Kloster Gerleve statt.
Zukunftsmusik
Im Februar des Jahres 2004 hatten Fritz Vering und sein Sohn Boris Vering die Idee, eine Vereinszeitung herauszubringen, die „MGV-Vision“. Hier stellten sie ihre Zukunftsgedanken für den MGV vor. So befasste sich ein Bericht mit der Schaffung eines jungen Chores, in dem interessierte Sänger des MGV sowie neue Sänger ausgebildet werden könnten.
An Konzerten gab es den „Musikalischen Frühschoppen“, einen Besuch beim Rheinfest in Rees und das Konzert „Klänge der Freude“ zusammen mit der Harmonie aus Rees, begleitet vom Jugendorchester Wesel und dem Hornquintett Haltern. Abschluss des Jahres bildete ein Adventssingen in den Bocholter Shopping Arkaden.
„Quo vadis MGV Sängerbund“ war der Leitgedanke der Mitgliederversammlung am 11. März 2005. Im 120. Jahr ging es um die zentrale Frage, wie man die Zukunft des Chores sichern konnte. Den MGV plagten, wie viele andere Vereine, Nachwuchssorgen. Man einigte sich darauf, einen Projektchor zu gründen, der auch für Frauen, Kinder und Jugendliche offen sein sollte. Am 22. April trafen sich 19 interessierte Sängerinnen und Sänger im Brauhaus. Begrüßt wurden sie von Rudi Koppers und Fritz Vering, den Initiatoren des neuen Chors. Neben dem Proben von Liedern bestand großes Interesse an einer musikalischen und stimmlichen Ausbildung. Hierfür gewann man Dieter Genterzewsky, Leiter der Pro Campesinos in Dingden, und seine Tochter Margit, ausgebildete Sängerin.
Für den MGV selbst schloss sich im Mai eine Konzert- und Chorreise nach Wilburgstetten und Raustetten an. Zur Jubiläumsfeier waren zahlreiche Chöre eingeladen. Außerdem gab es eine Ausstellung zur Vereinsgeschichte, vorgestellt durch Günter Wevers, Werner Oenning und Theo Kampshoff. Zusammen mit dem neuen Projektchor unternahm man einen Sommerausflug nach Barlo.
Im Oktober kam Besuch von drei Chören und einer Brass-Band aus Rossendale zu einem Melodiereigen unter der Gesamtleitung von Jürgen Otto. Mit dem Projektchor gemeinsam trat man zum ersten Mal im Dezember zur musikalischen Gestaltung eines Gottesdienstes in St. Josef auf.
Im April 2006 feierte der Sängerkreis sein 75-jähriges Bestehen mit einem Festakt im Brauhaus. Dabei wurde daran erinnert, dass es zur Gründung des Sängerkreises kam, als Friedel Tenbrock vom MGV „Sängerbund“ Bocholt bat, einen neuen Sängergau für Chöre aus Bocholt, Borken, Coesfeld und Umgebung einzurichten.
Der Projektchor bekam einen Namen und zwei weitere Chorleiterinnen, Nina Stab und Svetlana Kisch. Zusammen mit Jürgen Otto leiteten sie den Familienchor ,,all gener(n)ations“, der inzwischen 25 Mitglieder im Alter von 7 bis 70 Jahren zählte.
Jürgen Otto bat aus persönlichen und familiären Gründen um Auflösung seines Vertrages. Der Abschied von ihm fiel dem MGV schwer. Dr. Norbert Rzyski übernahm die Chorleitung. Unter seiner musikalischen Gesamtleitung gestaltete der MGV „Sängerbund„ zusammen mit den „all gener(n)ations“ und unter Mitwirkung der Sopranistin Svetlana Kisch und der Akkordeonspielerin Nina Stab ein facettenreiches Weihnachtskonzert in der Apostelkirche.
Mit fröhlicher Feierstimmung begann das Jahr 2007 mit einigen schönen Konzerten. Im Juni allerdings verabschiedete sich Dr. Ryski auf eigenen Wunsch. Es fehlte wieder ein Dirigent. Jürgen Otto sprang ein. Der ständige Dirigentenwechsel hatte seine Folgen für die musikalische Leistung des Chors.
Schließlich kehrte mit dem Dirigenten Frank Bleckert endlich Ruhe ein ins musikalische Geschehen der Chöre. Mit ihm ging es auf Chorreise nach Thüringen. Neben interessanten Besichtigungen traf man den ansässigen Chor ,,Frohe Sänger“ und sang zusammen. Ein ganz besonderer Höhepunkt war der Besuch im Erlebnisbergwerk ,,Glück auf“ bei Sonderhausen. Im dort 680 m tief gelegenen Konzertsaal gab der MGV ,,All night, all day“ zum Besten. Am 1. Advent trat man zusammen mit den ,,all gener(n)nations“ in der Herz-Jesu-Kirche auf.
Auf der Mitgliederversammlung 2008 standen Beitragserhöhungen und die Neuwahl des Vorstands an. Der Mitgliederbeitrag wurde um 2 Euro erhöht. Gewählt wurden u.a. Rudi Koppers zum 1. Vorsitzenden, Heinz Busch zum 2. Vorsitzenden und Boris Vering zum 1. Schriftführer. Des Weiteren wählte man einen Festausschuss für das Jubiläum im Jahr 2010.
Der Volkschor „Frohe Sänger“ kam auf Gegenbesuch nach Bocholt. Es fanden Freundschaftssingen mit der „Eintracht“ aus Anholt und den Gospelsisters aus Haßlinghausen statt, der Heimat von Frank Bleckert. Dort in Solingen gab es das nächste Freundschaftssingen mit weiteren Chören von Frank Bleckert. Im Juli wurde der MGV zum 90-jährigen Jubiläum der „Eintracht“ Anholt eingeladen. Das Weihnachtskonzert in der St. Bernhard Kirche in Logik mit befreundeten Chören wurde ein voller Erfolg.
Auf dem Neujahrsempfang 2009 betonte Rudi Koppers, dass mit dem Dirigenten Frank Bleckert neben Ruhe auch Planungssicherheit in den Verein eingekehrt war. Christel Feldhaar, stellvertretende Bürgermeisterin, hob in ihrer Ansprache das gute Verhältnis und die freundschaftlichen Kontakte zu den Partnerstädten Rossendale und Belgisch Bocholt hervor. Im Sommer lud man zu einer musikalischen Reise nach Italien ein. Auch die „all gener(n)ations“ waren dabei und sangen sich mit „Perfekte Welle“ und „That´s what Friends are for“ in die Herzen der Zuhörer.
Im Herbst fuhr der Chor nach Haßlinghausen zum Herbstkonzert der Gospelsisters. Es folgten Einladungen der „Eintracht“ aus Anholt und der „Frohen Sänger“ aus Mühlhausen.
2010 stand das 125-jährige Bestehen des Vereins an, das mit einem großen Fest gefeiert werden sollte.
Akkordeonorchester aus Oberhausen
Erlebnisbergwerks ,,Glück auf“